Liebe Osteologinnen und Osteologen,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter osteologisch tätiger Praxen und klinischer Einrichtungen,
der Dachverband Osteologie DVO beginnt aktuell ein neues Forschungsprojekt. Es geht dabei um osteologische Probleme, die nach Operationen zur Behandlung der Adipositas, sog. bariatrischen Operationen, auftreten können.
Eine konservative Therapie der Adipositas basiert auf einer grundsätzlichen Änderung der Lebensgewohnheiten (Kalorienzufuhr, Kalorienverbrauch). Wird kein befriedigender Therapieerfolg erzielt, können medikamentöse Maßnahmen (bspw. Inkretinmimetika) in Frage kommen.
In schweren Fällen kann eine Adipositas auch chirurgisch behandelt werden („bariatrische Chirurgie“). Bariatrische Operationen basieren auf zwei Prinzipien, nämlich der Volumenrestriktion des oberen Gastrointestinaltraktes und der Induktion einer Malabsorption. Malabsorptive Verfahren können bzgl. der erzielten Gewichtsreduktion erfolgreicher sein, aber auch schwere Mangelzustände (Vitamine, Spurenelemente) zur Folge haben.
Nach bariatrischen Operationen werden vermehrt Frakturen beobachtet, insbesondere peripher lokalisiert und bevorzugt nach malabsorptiven Eingriffen. Empfehlungen der European Calcified Tissue Society (ECTS) aus dem Jahr 2023 zu dieser Problematik fokussieren auf diagnostischen und therapeutischen Strategien im Umgang mit der Osteoporose nach bariatrischer Chirurgie. Offen wird thematisiert, dass hier noch erhebliche Wissenslücken bestehen. Die aktuell veröffentlichte „German Diabetes Association: Clinical Practice Guideline Obesity and Diabetes“ erwähnt im Kontext der bariatrischen Chirurgie mögliche osteologische Risiken nicht.
Das Forschungsprojekt des DVO – unser Forschungsprojekt – möchte einen Beitrag dazu leisten, Wissenslücken zu schließen. Dabei widmen wir uns insbesondere der Frage, ob wir es hier wirklich nur mit dem Thema Osteoporose zu tun haben, oder ob wir viel häufiger als bisher gedacht mit einer Osteomalazie konfrontiert sind, was völlig andere Therapiestrategien impliziert.
Die Teilnahme an der Prävalenzstudie Bariatrische Osteopathie ist für Sie denkbar einfach.
Nicht erforderlich sind eine Aufklärung der Patientin/des Patienten und eine unterschriebene Einverständniserklärung. Dies ist möglich, weil mit anonymisierten Daten gearbeitet wird und im Rahmen der Studie keine Folgeerhebungen erfolgen.
Für dieses Studiendesign wurde ein positives Votum der Ethikkommission des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg (Az.: 24-228-BO) erteilt.
So nehmen Sie an der Studie teil:
1. Sie machen eine Fotokopie/erstellen einen Ausdruck der Befunde Ihrer Patientin/Ihres Patienten mit der Vorgeschichte einer bariatrischen Operation und einer osteologischen Problemstellung.
2. Sie schwärzen bspw. mit einem Edding-Stift die Personalien, lediglich Geschlecht und Geburtsjahr bleiben erkennbar.
3. Diese Dokumente scannen Sie ein und schicken sie als pdf per E-Mail an den Projektleiter im Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg: kannp@med.uni-marburg.de
Fertig.
Idealerweise enthalten die Dokumente Angaben zum klinischen Beschwerdebild, osteologische Befunde wie Densitometrie und Bildgebung, Art und den Zeitpunkt der stattgehabten bariatrischen Operation, Laborbefunde (hierbei insbesondere interessant: Serum-Calcium, Alkalische Phosphatase, Parathormon) sowie das Therapiekonzept. Bitte schicken Sie alles, was Sie zu diesem Fall haben. Auch unvollständige Datensätze sind erwünscht.
Über den Fortgang der Studie werden Sie auf den Osteologie-Kongressen, der DVO Homepage und über entsprechende Publikationen auf dem Laufenden gehalten.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen
und bin mit herzlichen Grüßen
Ihr
Peter Herbert Kann
Projektleiter
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Peter Herbert Kann M.A.
Universitätsprofessor für Endokrinologie, Fachbereich Medizin, Philipps-Universität Marburg
Deutsches Endokrinologisches Versorgungszentrum Frankfurt am Main
kannp@med.uni-marburg.de